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Erste „Reise ins WALUBO-Land“ mit dem TV Jahn Rheine


 



Vierzig aufgeschlossene Kinder, sieben interessierte Betreuerinnen und ein Sport- und Freizeitgelände, das hervorragende Möglichkeiten bot, die „Reise ins WALUBO-Land“ Wirklichkeit werden zu lassen, trafen wir beim TV Jahn in Rheine an. Vom 19.8. bis 23.8.2013 haben wir die Kinder der Hollidix-Ferienspiele des TV Jahn in die Natur begleitet. Die 6 bis 11-jährigen holten wir quasi als die Reiseleiter aus der Erzählung, Frau Florreich und Herr Fauninger, in das WALUBO-Land ab. Mit reichlich neuen Naturerfahrungen und den natürlichsten aller Bewegungen, gehen, kraxeln, bücken, drücken, ziehen, hüpfen und vielen anderen, verbrachten wir die meiste Zeit im Freien und erlebten die Natur mit allen Sinnen. Auf dem Programm standen Bewegungsspiele mit selbstgebauten Luftheulern ebenso wie die Fühl-Füße oder das Sammeln von Essbarem beziehungsweise Trinkbaren zur Herstellung einer Kräuterlimonade.
Wochen zuvor begannen wir, Spiele, Basteleien und Experimente zu konzipieren und auszuarbeiten. Im Vordergrund dabei stand die Kombination von umwelt- und sportpädagogischen Aktivitäten. Natur und Sport, Bewegung in der Natur sind ureigene Antriebe des Menschen, sich das Leben zu erschließen. Sichere Bewegung in der Natur, und damit ist neben der motorischen Sicherheit auch diejenige gemeint, die uns vor den Gefahren der Natur schützt, ist unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung unserer Kinder.


Wie in der Erzählung reisten die Kinder an je einem Tag durch das Reich des Wassers, der Luft, des Bodens und in den Umweltgarten. Am Anfang eines jeden Reisetages stand eine Lesung eines Teils des Reisetages, um die Kinder in das jeweilige „Reich“ und die dort anzutreffenden WALUBO-Knorzel zu geleiten. Die Aktivitäten erfolgten danach in fünf Gruppen. Mit reichlich Zeit und unter Anleitung der jugendlichen Betreuerinnen befassten sich die Kinder zunächst damit, ihre Aktionen kennen zu lernen.


Dazu erhielten sie eine Spiel-, Experimentier- oder Bastelanleitung in Form einer kurzen Erzählung und einer zeichnerischen Darstellung. „Ah – ich weiß schon, was wir jetzt tun werden“ war Thorbens Erkenntnis, nachdem er vorgelesen bekam, wie die Kinder aus der Geschichte ihre Aufgaben meisterten. Das dazu notwendige Material wurde aus vorher Gebrauchtem oder aus vorhandenen Naturmaterialien sehr kostengünstig zusammengestellt oder in dem Gelände des TV Jahn frisch gesammelt. Das Vereinsgelände des Turnvereins entpuppte sich unter den achtzig Kinderaugen als äußerst vielfältig. Mit Becher- und Einschlaglupen ausgestattet, brachten sie uns Reiseleitern jede Menge Pflanzen und Tiere, um deren Namen zu erfragen. Das war für uns nicht immer leicht, verfügt die Region um Rheine und das Gelände des TV Jahn doch über Arten, die wir bei uns noch nicht gefunden hatten.


Wir sind begeistert, wie aktiv sich die Kinder mit den Themen Wasser, Luft, Boden und gesunde Ernährung beschäftigt haben. Intensiv haben sie am ersten Tag das Regenbogentor zum WALUBO-Land gemalt, Ketten aus Wiesenblumen und Bambus geknüpft, haben mit verbundenen Augen und barfuß selbst gesammelte Zweige, Blätter, Böden und Steine ertastet und die Schmeichelsteine des WALUBO-Landes eingefärbt. Bei den Blumenketten duftete es so wunderbar und der Tisch war so bunt, dass man gerne dort verweilen mochte. Im Reich des Wassers zog sich dann auch der Himmel zusammen und spendete Wasser in Massen. Einigen Kindern gefiel dies, denn sie brachten die Kunde der Wassertropfen mit. „Fotografiert uns und gebt uns ein Gesicht, damit wir Kicherlinger werden.“ Die Wasserrutsche, die wir an diesem Tag draußen aufbauen wollten, verlegten wir in die Turnhalle. Wir benannten sie in Rollbahn um. Mit großer Begeisterung beteiligten sich viele Kinder an dem Bau der Rollbahn. Ein Mädchengruppe fertigte dafür sogar einen Plan an.


Wie klingt eigentlich Wasser? Das fanden die Kinder auf verschiedene Weise heraus und natürlich haben sie es als Wasser-Stomp aufgezeichnet.


Wie in der WALUBO-Geschichte waren im Reich der Luft am Morgen eigentümliche Geräusche zu hören. Die Quietschtöne zwischen den Backen stammten von selbstgebauten Schlauchtrompeten und es machte richtig Spaß, die Kinder auch an den nächsten Tagen noch mit den Trompeten durch das Gelände streifen zu hören. Natürlich ging es auch wieder etwas leiser zu, als eine andere Gruppe mit ihren unterschiedlichen Windspielen auftauchte und sie im Umweltgarten einen blätterlosen Stahlbaum damit schmückten. Die Luft nicht nur mit geblasen Tönen zu ergründen sondern auch mit Bewegung, war die Herausforderung mit geschwungenen Rohren und dem Fliegen im Tuch. Kinderhände schleuderten Windheuler fleißig über ihren Köpfen und natürliche Schwingungen verbanden sich zu Harmonien im Sportareal. Zwanzig oder vielleicht sechsundzwanzig Kinderhände ergriffen eine Decke und brachten einen Freund darauf zum Fliegen. Hast Du Mut? Na klar! Ich will einmal von euch geflogen werden.


Besteht die Luft eigentlich aus etwas oder nicht und wenn, woraus? Leise, aber spannend ging es bei der Klärung dieser Frage zu, die auch die Kinder der Klasse 2a im WALUBO-Land klären mussten, um zum Turm der Luftmacher zu kommen. Im WALUBO-Koffer fanden sich verschiedene Gegenstände, die man braucht, um das Geheimnis der Luft zu lösen. Dass es dann ausgerechnet zwei Mädchen waren, die das Rätsel zuerst lösten, war bei all den schlauen Jungs ein Zeichen für die Wirkung des vernetzten Denkens bei Kindern. Wahrscheinlich wussten sie von anderen Aktionen zu Hause, was man mit Feuer, einem Einmachglas und einer Kerze anfangen kann.


Fangt alles in euren Becherlupen, was sich durch die Luft bewegt! Das war die Aufgabe für die zahlreichen Jäger und Sammler. Genaues Hinschauen, Wechsel zwischen langsamen und schnellen Bewegungen, Ausdauer und Konzentration brachten unbekannte Tiere ins Glas. Was ist das für ein Käfer? Das ist eine Zikade. Und das? Eine Wanze! Meine Spinne fliegt. Nein, du hast ihren Spinnfaden nicht gesehen, sie wird durch den Wind getrieben. So viele Neues neben unzähligen Schmetterlingen, Käfern und Grashüpfern.


Mit dem Wind-Stomp wurden die Windgeräusche eingefangen und festgehalten.


Nicht nur ausgerüstet mit Becher- und Einschlaglupen, sondern auch mit Spaten, Rechen und anderem Grabwerkzeug ging es im Reich des Bodens auf die Suche nach den wahren Bodenschätzen, um den Wutzams den Bodenplan vorlegen zu können. Was da alles zum Vorschein kam, besonders, wenn einige, fast unter der Bodennarbe kriechend, mit bloßen Händen den Würmern und Springschwänzen, den Asseln und Saftkuglern  hinterher gruben. Wir danken den Eltern für ihr Verständnis für eingeschwärzte Fingernägel, bodenbehaftete Hosenknie und die ein oder andere Blessur an den Fingern und Ellbögen der Schatzsucher. Besondere Aufmerksamkeit erregten die jungen Frösche, die wohl aus dem nahegelegenen nassen Wiesengrund vorbeischauten. Vielleicht um zu schauen, welcher Tümpel denn da für sie ausgehoben würde.


Ein Stück weiter hatten sich einige Kinder der Aufgabe gestellt, Nisthilfen für so allerlei Kriechendes, Krabbelndes und vor allem Fliegendes für ein Insektenhotel zu bauen. Wir Reiseleiter können bestätigen: keine Ängste vor stechenden oder beißenden Krabbeltieren. Dagegen fürsorgliche Ideen, den Tieren ein angenehmes Leben zu bieten, Blumenschmuck am Eingang der Bienenröhren inbegriffen.


Derweil beschäftigte man sich andernorts mit Kristallen. Kristallen, wie sie König Ruuterich auf seiner Krone trägt und in seinem Höhlendom von der Decke zum Boden und vom Boden zur Decke wachsen. Klar, eine Kristallsammlung aus den Jugendtagen des Reiseleiters zog die Forscher magisch an und beflügelte die Fantasie der Forscher und Zuhörer. Wie alt sind die Steine? Woher kommen sie? Warum haben sie diese Farben und Formen. Warum gibt es große und kleine? Das Interesse verblasste nicht. Doch wie klarmachen, dass Kristalle wachsen? Wie Kristallformen näher bringen? Ein bisschen physikalische Chemie (klingt kompliziert, ist es aber nicht, geht in der Küche) und aus handelsüblichem Kochsalz werden Salzkristalle. Juhu, ich habe sie gesehen, mit der Lupe! Kommt Kinder, wir legen uns hin wie ein Kristall und machen ein Foto davon. So vergessen wir nicht, wie Kristalle aussehen. Das hat gefunkt. Am nächsten Tag zeigten uns einige der Kristallkinder ihre Kristallschätze.


Dumpfes Aufklatschen von Boden, klackernde und kratzende Steine und Quietschen unter den Schuhsohlen, der Boden-Stomp wurde rhythmisch und klangvoll.
Was erwartete die Kinder im Umweltgarten? Gesunde Getränke und unbekannte Früchte. Schließlich heißt es im WALUBO-Lied, es gäbe frisches Obst an jedem Baum. Also schwärmten die Forscher mit ihren Betreuerinnen und ausgestattet mit Bildern von Kräutern und Früchten wieder aus. Wir sammeln nur, was auf den Blättern abgebildet ist. Schließlich soll der Glitzersprudel nach Kräutern schmecken. Dann ab damit zum TÜV, der sortiert das Brauchbare aus. Nein, lange dauerte das nicht. Weißer Klee, Salbei, Thymian, Rosenfrüchte, aber auch Brombeeren, Heidelbeeren, schwarze und rote Johannisbeeren und Brennnesseln lieferten den Grundstoff für ein erfrischendes Kräuter-Beeren-Getränk vom Jahnschen Garten. Wir Reiseleiter hatten schon im Frühjahr Holunderblüten-Sirup vorbereitet. Und das musste von uns gekocht und geschmacklich abgestimmt werden.


Apropos Brennnessel. Sie frisch zu sammeln war spannend. An ihrem Standort bildeten sich drei Reihen. Die „tut weh“ Reihe, die „tut nicht so weh“ Reihe und die „ich hab keine Angst“ Reihe. Und die war dran, nachdem wir ihnen gezeigt hatten, wie man die zarten Brennnesselblätter schadlos pflückt. Da waren die ersten Helden die Triebkräfte für die nächsten Mutigen. Bei manchen halfen auch Handschuhe. Aber wer traute sich, die frischen Brennnesselblätter in den Mund zu stecken? Heldenhaftes Zögern. – Da der Mutigste. Und danach war die Furcht verflogen. Sicher wunderten einige Eltern sich zu Hause über die Furchtlosigkeit ihres Sprösslings, so jedenfalls die Berichte am nächsten Tag.


Flinke Hände halfen, das Sammelgut zu reinigen und wir bereicherten die Ortssprache mit einen hessischen Begriff dafür: Brambes.


Ortsansässigen Spendern sei Dank, der Korb war prall gefüllt für das gemeinsame gesunde Obstfrühstück. Wie heißt es in der zweiten Strophe des WALUBO-Liedes? … frisches Obst an jedem Baum, dieses Land ist wie ein schöner Traum … . Das war für einige Neuland, von Äpfeln über Trauben bis zu Honigmelonen. Von allem gab es genug und die Kinder haben es gern genommen. So gern, dass die Zeit schneller verging als vorgesehen und wir mit dem geplanten Matsch-Baukasten zeitlich nicht mehr hinkamen. Macht nichts. Aber den Wiesen-Stomp, den kriegten wir noch hin. Wer keine Idee hat, wie die Wiese klingt, der möge sich aufmachen, ihr zuzuhören. Und jeder kann auf einem Grashalm quietschen, oder?


Die Erzählung führt am letzten Tag der Reise ins WALUBO-Land in die Stadt Wertstofftal. Konsum und Abfallvermeidung werden den gedankenlosen Wutzams in Mehrwertstraßen, Vermeidungsampeln und Einkaufsschulen nahe gebracht. Und in der Kuppelhalle tagt der große Rat, um eine Lösung für eine gelungene Zukunft für alles Lebende zu finden.
Während eine Gruppe an ausgewählten Miniphänomenta arbeiteten, äußerten die Kinder den Wunsch, erneut auf die Pirsch gehen zu dürfen und das Gelände zu erkunden. So viel Flexibilität muss sein und gib Ihnen eine Lupe in die Hand und sie kommen aus einer anderen Welt zurück, dachten wir. Und so war es auch.  Ihre Rückkehr jedoch bestimmten sie selbst, denn schließlich verbanden sie solche Exkursionen mit der Riesenrutsche, dem Rodeopferd, den Trampolins und der Erfahrung, dass Wasser auch in Schuhen nass ist.


Nach der innerlichen Anwendung der Kräuter-Beerenlimo machten sich die Kinder auf, Gedanken auf weiße Bettlaken zu malen. Schließlich hatten sie an den vorangegangenen Tagen besonderen Kontakt zu den WALUBO-Knorzeln aufgenommen und wussten nun, was zu tun ist, wenn die Wutzams mal wieder unachtsam durch die Gegend streiften.


Der Kräuter-Beeren-Trunk musste ihnen Inspirationen gegeben haben, die so mancher Erwachsene nicht einmal nach dem Urlaub hat. Schnell waren Bettlaken mit Ideen zum nachhaltigen leben bemalt. Das lockte auch die Eltern, die ihre Ideen auf eigenen Bettlaken verewigten.
Natürlich endete die Reise mit einem Rückblick auf die vergangenen Tage, Erlebnisse und Erfahrungen, auf Spiel, Experiment und Bastelei. Doch hatten wir noch eine Überraschung vorbereitet. Im Kreis am Ende des Tages sangen wir das WALUBO-Lied. „Bitte, wir möchten noch einmal?“ „Ja, natürlich. Was wünscht ihr denn den WALUBO-Knorzeln?“ „Sie sollen immer da sein, bei mir zu Hause.“ „Ihr seid ja richtige WALUBO-Freunde. Das haben die Knorzel wohl heute morgen schon gewusst, denn sie haben euch ihr Freundeszeichen mitgebracht.


Wir vom WALUBO-Team, danken dem TV Jahn und seinem Hollidix-Team für die freundliche Aufnahme und Unterstützung. Durch ihn und die Hollidix-Betreuerinnen, war es uns möglich, die WALUBO-Woche Wirklichkeit werden zu lassen. Das WALUBO-Land gibt es  und WALUBO-Reisen dorthin sind nun keine Theorie mehr. Sie können gelebt werden.