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Erste „Reise ins WALUBO-Land“ mit dem TV Jahn Rheine


 



Vierzig aufgeschlossene Kinder, sieben interessierte Betreuerinnen und ein Sport- und Freizeitgelände, das hervorragende Möglichkeiten bot, die „Reise ins WALUBO-Land“ Wirklichkeit werden zu lassen, trafen wir beim TV Jahn in Rheine an. Vom 19.8. bis 23.8.2013 haben wir die Kinder der Hollidix-Ferienspiele des TV Jahn in die Natur begleitet. Die 6 bis 11-jährigen holten wir quasi als die Reiseleiter aus der Erzählung, Frau Florreich und Herr Fauninger, in das WALUBO-Land ab. Mit reichlich neuen Naturerfahrungen und den natürlichsten aller Bewegungen, gehen, kraxeln, bücken, drücken, ziehen, hüpfen und vielen anderen, verbrachten wir die meiste Zeit im Freien und erlebten die Natur mit allen Sinnen. Auf dem Programm standen Bewegungsspiele mit selbstgebauten Luftheulern ebenso wie die Fühl-Füße oder das Sammeln von Essbarem beziehungsweise Trinkbaren zur Herstellung einer Kräuterlimonade.
Wochen zuvor begannen wir, Spiele, Basteleien und Experimente zu konzipieren und auszuarbeiten. Im Vordergrund dabei stand die Kombination von umwelt- und sportpädagogischen Aktivitäten. Natur und Sport, Bewegung in der Natur sind ureigene Antriebe des Menschen, sich das Leben zu erschließen. Sichere Bewegung in der Natur, und damit ist neben der motorischen Sicherheit auch diejenige gemeint, die uns vor den Gefahren der Natur schützt, ist unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung unserer Kinder.


Wie in der Erzählung reisten die Kinder an je einem Tag durch das Reich des Wassers, der Luft, des Bodens und in den Umweltgarten. Am Anfang eines jeden Reisetages stand eine Lesung eines Teils des Reisetages, um die Kinder in das jeweilige „Reich“ und die dort anzutreffenden WALUBO-Knorzel zu geleiten. Die Aktivitäten erfolgten danach in fünf Gruppen. Mit reichlich Zeit und unter Anleitung der jugendlichen Betreuerinnen befassten sich die Kinder zunächst damit, ihre Aktionen kennen zu lernen.


Dazu erhielten sie eine Spiel-, Experimentier- oder Bastelanleitung in Form einer kurzen Erzählung und einer zeichnerischen Darstellung. „Ah – ich weiß schon, was wir jetzt tun werden“ war Thorbens Erkenntnis, nachdem er vorgelesen bekam, wie die Kinder aus der Geschichte ihre Aufgaben meisterten. Das dazu notwendige Material wurde aus vorher Gebrauchtem oder aus vorhandenen Naturmaterialien sehr kostengünstig zusammengestellt oder in dem Gelände des TV Jahn frisch gesammelt. Das Vereinsgelände des Turnvereins entpuppte sich unter den achtzig Kinderaugen als äußerst vielfältig. Mit Becher- und Einschlaglupen ausgestattet, brachten sie uns Reiseleitern jede Menge Pflanzen und Tiere, um deren Namen zu erfragen. Das war für uns nicht immer leicht, verfügt die Region um Rheine und das Gelände des TV Jahn doch über Arten, die wir bei uns noch nicht gefunden hatten.


Wir sind begeistert, wie aktiv sich die Kinder mit den Themen Wasser, Luft, Boden und gesunde Ernährung beschäftigt haben. Intensiv haben sie am ersten Tag das Regenbogentor zum WALUBO-Land gemalt, Ketten aus Wiesenblumen und Bambus geknüpft, haben mit verbundenen Augen und barfuß selbst gesammelte Zweige, Blätter, Böden und Steine ertastet und die Schmeichelsteine des WALUBO-Landes eingefärbt. Bei den Blumenketten duftete es so wunderbar und der Tisch war so bunt, dass man gerne dort verweilen mochte. Im Reich des Wassers zog sich dann auch der Himmel zusammen und spendete Wasser in Massen. Einigen Kindern gefiel dies, denn sie brachten die Kunde der Wassertropfen mit. „Fotografiert uns und gebt uns ein Gesicht, damit wir Kicherlinger werden.“ Die Wasserrutsche, die wir an diesem Tag draußen aufbauen wollten, verlegten wir in die Turnhalle. Wir benannten sie in Rollbahn um. Mit großer Begeisterung beteiligten sich viele Kinder an dem Bau der Rollbahn. Ein Mädchengruppe fertigte dafür sogar einen Plan an.


Wie klingt eigentlich Wasser? Das fanden die Kinder auf verschiedene Weise heraus und natürlich haben sie es als Wasser-Stomp aufgezeichnet.


Wie in der WALUBO-Geschichte waren im Reich der Luft am Morgen eigentümliche Geräusche zu hören. Die Quietschtöne zwischen den Backen stammten von selbstgebauten Schlauchtrompeten und es machte richtig Spaß, die Kinder auch an den nächsten Tagen noch mit den Trompeten durch das Gelände streifen zu hören. Natürlich ging es auch wieder etwas leiser zu, als eine andere Gruppe mit ihren unterschiedlichen Windspielen auftauchte und sie im Umweltgarten einen blätterlosen Stahlbaum damit schmückten. Die Luft nicht nur mit geblasen Tönen zu ergründen sondern auch mit Bewegung, war die Herausforderung mit geschwungenen Rohren und dem Fliegen im Tuch. Kinderhände schleuderten Windheuler fleißig über ihren Köpfen und natürliche Schwingungen verbanden sich zu Harmonien im Sportareal. Zwanzig oder vielleicht sechsundzwanzig Kinderhände ergriffen eine Decke und brachten einen Freund darauf zum Fliegen. Hast Du Mut? Na klar! Ich will einmal von euch geflogen werden.


Besteht die Luft eigentlich aus etwas oder nicht und wenn, woraus? Leise, aber spannend ging es bei der Klärung dieser Frage zu, die auch die Kinder der Klasse 2a im WALUBO-Land klären mussten, um zum Turm der Luftmacher zu kommen. Im WALUBO-Koffer fanden sich verschiedene Gegenstände, die man braucht, um das Geheimnis der Luft zu lösen. Dass es dann ausgerechnet zwei Mädchen waren, die das Rätsel zuerst lösten, war bei all den schlauen Jungs ein Zeichen für die Wirkung des vernetzten Denkens bei Kindern. Wahrscheinlich wussten sie von anderen Aktionen zu Hause, was man mit Feuer, einem Einmachglas und einer Kerze anfangen kann.


Fangt alles in euren Becherlupen, was sich durch die Luft bewegt! Das war die Aufgabe für die zahlreichen Jäger und Sammler. Genaues Hinschauen, Wechsel zwischen langsamen und schnellen Bewegungen, Ausdauer und Konzentration brachten unbekannte Tiere ins Glas. Was ist das für ein Käfer? Das ist eine Zikade. Und das? Eine Wanze! Meine Spinne fliegt. Nein, du hast ihren Spinnfaden nicht gesehen, sie wird durch den Wind getrieben. So viele Neues neben unzähligen Schmetterlingen, Käfern und Grashüpfern.


Mit dem Wind-Stomp wurden die Windgeräusche eingefangen und festgehalten.


Nicht nur ausgerüstet mit Becher- und Einschlaglupen, sondern auch mit Spaten, Rechen und anderem Grabwerkzeug ging es im Reich des Bodens auf die Suche nach den wahren Bodenschätzen, um den Wutzams den Bodenplan vorlegen zu können. Was da alles zum Vorschein kam, besonders, wenn einige, fast unter der Bodennarbe kriechend, mit bloßen Händen den Würmern und Springschwänzen, den Asseln und Saftkuglern  hinterher gruben. Wir danken den Eltern für ihr Verständnis für eingeschwärzte Fingernägel, bodenbehaftete Hosenknie und die ein oder andere Blessur an den Fingern und Ellbögen der Schatzsucher. Besondere Aufmerksamkeit erregten die jungen Frösche, die wohl aus dem nahegelegenen nassen Wiesengrund vorbeischauten. Vielleicht um zu schauen, welcher Tümpel denn da für sie ausgehoben würde.


Ein Stück weiter hatten sich einige Kinder der Aufgabe gestellt, Nisthilfen für so allerlei Kriechendes, Krabbelndes und vor allem Fliegendes für ein Insektenhotel zu bauen. Wir Reiseleiter können bestätigen: keine Ängste vor stechenden oder beißenden Krabbeltieren. Dagegen fürsorgliche Ideen, den Tieren ein angenehmes Leben zu bieten, Blumenschmuck am Eingang der Bienenröhren inbegriffen.


Derweil beschäftigte man sich andernorts mit Kristallen. Kristallen, wie sie König Ruuterich auf seiner Krone trägt und in seinem Höhlendom von der Decke zum Boden und vom Boden zur Decke wachsen. Klar, eine Kristallsammlung aus den Jugendtagen des Reiseleiters zog die Forscher magisch an und beflügelte die Fantasie der Forscher und Zuhörer. Wie alt sind die Steine? Woher kommen sie? Warum haben sie diese Farben und Formen. Warum gibt es große und kleine? Das Interesse verblasste nicht. Doch wie klarmachen, dass Kristalle wachsen? Wie Kristallformen näher bringen? Ein bisschen physikalische Chemie (klingt kompliziert, ist es aber nicht, geht in der Küche) und aus handelsüblichem Kochsalz werden Salzkristalle. Juhu, ich habe sie gesehen, mit der Lupe! Kommt Kinder, wir legen uns hin wie ein Kristall und machen ein Foto davon. So vergessen wir nicht, wie Kristalle aussehen. Das hat gefunkt. Am nächsten Tag zeigten uns einige der Kristallkinder ihre Kristallschätze.


Dumpfes Aufklatschen von Boden, klackernde und kratzende Steine und Quietschen unter den Schuhsohlen, der Boden-Stomp wurde rhythmisch und klangvoll.
Was erwartete die Kinder im Umweltgarten? Gesunde Getränke und unbekannte Früchte. Schließlich heißt es im WALUBO-Lied, es gäbe frisches Obst an jedem Baum. Also schwärmten die Forscher mit ihren Betreuerinnen und ausgestattet mit Bildern von Kräutern und Früchten wieder aus. Wir sammeln nur, was auf den Blättern abgebildet ist. Schließlich soll der Glitzersprudel nach Kräutern schmecken. Dann ab damit zum TÜV, der sortiert das Brauchbare aus. Nein, lange dauerte das nicht. Weißer Klee, Salbei, Thymian, Rosenfrüchte, aber auch Brombeeren, Heidelbeeren, schwarze und rote Johannisbeeren und Brennnesseln lieferten den Grundstoff für ein erfrischendes Kräuter-Beeren-Getränk vom Jahnschen Garten. Wir Reiseleiter hatten schon im Frühjahr Holunderblüten-Sirup vorbereitet. Und das musste von uns gekocht und geschmacklich abgestimmt werden.


Apropos Brennnessel. Sie frisch zu sammeln war spannend. An ihrem Standort bildeten sich drei Reihen. Die „tut weh“ Reihe, die „tut nicht so weh“ Reihe und die „ich hab keine Angst“ Reihe. Und die war dran, nachdem wir ihnen gezeigt hatten, wie man die zarten Brennnesselblätter schadlos pflückt. Da waren die ersten Helden die Triebkräfte für die nächsten Mutigen. Bei manchen halfen auch Handschuhe. Aber wer traute sich, die frischen Brennnesselblätter in den Mund zu stecken? Heldenhaftes Zögern. – Da der Mutigste. Und danach war die Furcht verflogen. Sicher wunderten einige Eltern sich zu Hause über die Furchtlosigkeit ihres Sprösslings, so jedenfalls die Berichte am nächsten Tag.


Flinke Hände halfen, das Sammelgut zu reinigen und wir bereicherten die Ortssprache mit einen hessischen Begriff dafür: Brambes.


Ortsansässigen Spendern sei Dank, der Korb war prall gefüllt für das gemeinsame gesunde Obstfrühstück. Wie heißt es in der zweiten Strophe des WALUBO-Liedes? … frisches Obst an jedem Baum, dieses Land ist wie ein schöner Traum … . Das war für einige Neuland, von Äpfeln über Trauben bis zu Honigmelonen. Von allem gab es genug und die Kinder haben es gern genommen. So gern, dass die Zeit schneller verging als vorgesehen und wir mit dem geplanten Matsch-Baukasten zeitlich nicht mehr hinkamen. Macht nichts. Aber den Wiesen-Stomp, den kriegten wir noch hin. Wer keine Idee hat, wie die Wiese klingt, der möge sich aufmachen, ihr zuzuhören. Und jeder kann auf einem Grashalm quietschen, oder?


Die Erzählung führt am letzten Tag der Reise ins WALUBO-Land in die Stadt Wertstofftal. Konsum und Abfallvermeidung werden den gedankenlosen Wutzams in Mehrwertstraßen, Vermeidungsampeln und Einkaufsschulen nahe gebracht. Und in der Kuppelhalle tagt der große Rat, um eine Lösung für eine gelungene Zukunft für alles Lebende zu finden.
Während eine Gruppe an ausgewählten Miniphänomenta arbeiteten, äußerten die Kinder den Wunsch, erneut auf die Pirsch gehen zu dürfen und das Gelände zu erkunden. So viel Flexibilität muss sein und gib Ihnen eine Lupe in die Hand und sie kommen aus einer anderen Welt zurück, dachten wir. Und so war es auch.  Ihre Rückkehr jedoch bestimmten sie selbst, denn schließlich verbanden sie solche Exkursionen mit der Riesenrutsche, dem Rodeopferd, den Trampolins und der Erfahrung, dass Wasser auch in Schuhen nass ist.


Nach der innerlichen Anwendung der Kräuter-Beerenlimo machten sich die Kinder auf, Gedanken auf weiße Bettlaken zu malen. Schließlich hatten sie an den vorangegangenen Tagen besonderen Kontakt zu den WALUBO-Knorzeln aufgenommen und wussten nun, was zu tun ist, wenn die Wutzams mal wieder unachtsam durch die Gegend streiften.


Der Kräuter-Beeren-Trunk musste ihnen Inspirationen gegeben haben, die so mancher Erwachsene nicht einmal nach dem Urlaub hat. Schnell waren Bettlaken mit Ideen zum nachhaltigen leben bemalt. Das lockte auch die Eltern, die ihre Ideen auf eigenen Bettlaken verewigten.
Natürlich endete die Reise mit einem Rückblick auf die vergangenen Tage, Erlebnisse und Erfahrungen, auf Spiel, Experiment und Bastelei. Doch hatten wir noch eine Überraschung vorbereitet. Im Kreis am Ende des Tages sangen wir das WALUBO-Lied. „Bitte, wir möchten noch einmal?“ „Ja, natürlich. Was wünscht ihr denn den WALUBO-Knorzeln?“ „Sie sollen immer da sein, bei mir zu Hause.“ „Ihr seid ja richtige WALUBO-Freunde. Das haben die Knorzel wohl heute morgen schon gewusst, denn sie haben euch ihr Freundeszeichen mitgebracht.


Wir vom WALUBO-Team, danken dem TV Jahn und seinem Hollidix-Team für die freundliche Aufnahme und Unterstützung. Durch ihn und die Hollidix-Betreuerinnen, war es uns möglich, die WALUBO-Woche Wirklichkeit werden zu lassen. Das WALUBO-Land gibt es  und WALUBO-Reisen dorthin sind nun keine Theorie mehr. Sie können gelebt werden.


Überraschungen bei der Vergabe des Waldpädagogikpreises 2013 für das WALUBO-Land

Seit 2010 vergibt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. den deutschen Waldpädagogikpreis für Projekte, die Impulse für die Waldpädagogik setzen. 2013 bewarben sich 50 Projekte um den mit 5000 Euro dotierten Preis. Das Jahresthema 2013 lautete »Nachhaltigkeit erleben und gestalten«. Die Preisverleihung des diesjährigen Waldpädagogikpreises fand am 1.7.2013 in der Lutherstätte des Augustinerklosters zu Erfurt im Beisein von Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz und den Verantwortlichen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. statt.
Die erste Überraschung gab es schon im März mit der Benachrichtigung, dass wir unter die ersten sechs nominierten Projekte gekommen sind, verbunden mit einer Einladung zur Preisverleihung nach Erfurt.


Die zweite war bei der Preisverleihung, dass das WALUBO-Projekt in der Bewertung der Jury nur knapp hinter dem Gewinner, dem Schulförderverein der Staatlichen Regelschule "Thomas Müntzer" in Mihla, Thüringen, lag.


Die Gruppe konzipierte und realisiert das Waldmusical "Incanemulo" mit Schülern, damit diese ein besseres Gespür für die Vielfalt des Waldes erlernen. Das Preisgeld von 5000 Euro möchte sie für die Herstellung einer CD verwenden.


Der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. und Kopf der Jury, Dr. Wolfgang von Geldern, ehrte zudem das WALUBO-Land-Projekt als pädagogisch sehr wertvoll und sagte, dass "Incanemulo" nur knapp vorn gelegen und die Jury lange mit sich gerungen habe.
Natürlich hatten wir gehofft, dass wir mit unserem literarisch-künstlerischen Ansatz weit nach vorne kommen, da wir aber den Wald nicht als Schwerpunktthema aufgreifen, sondern Wasser, Luft und Boden, konnten wir eigentlich nicht damit rechnen, einen der vorderen Plätze zu belegen.


Vielmehr ging es bei der Teilnahme am Waldpädagogikpreis darum einmal auszuloten, ob sich kreativ-künstlerische Bildungsprojekte wie das WALUBO-Land im Rahmen des Konzepts der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gegen gebräuchliche Lernformen durchsetzen und so eine emotionale Ansprache bei komplexen Sachverhalten erreichen können. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., und das war die dritte Überraschung, hat mit der Vergabe des Preises und der Platzierung unseres WALUBO-Land-Projektes gezeigt, dass das Wecken von Emotionen mit künstlerischen Mitteln ein hervorragender Weg ist, um sowohl Kinder als auch Erwachsene mit den Themen des Waldschutzes zu erreichen.


Wir vom WALUBO-Land freuen uns für den ersten Preisträger. Er geht genau den gleichen Weg wie wir. Mit dem Projekt „Incanemulo“, einem Musiktheater nach einem Märchen von Jörg Klingelhöfer und Musik von Frank Truckenbrodt werden genau die gleichen Ziele verfolgt wie mit dem WALUBO-Land Projekt. Aufbau von emotionalen Bindungen über einen natur- und in diesem Fall theaterpädagogischen Ansatz. „Incanemulo“ steht für den geheimnisvollen Puls des Waldes. Dieser ist für all jene spürbar, die sich mit offenen Sinnen und offenen Herzen unter dem Blätterdach bewegen.


Wir sagen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Jury des Deutschen Waldpädagogikpreises 2013 ein herzliches Dankeschön für die Ehrung in Erfurt.


Weitere Informationen über das Projekt „Incanemulo“, dem wir viel Erfolg wünschen, gibt es unter www.frank-truckenbrodt.de.
Zur Bedeutung von Emotionen für eine Nachhaltige Entwicklung lesen Sie ein Interview mit Klemens Gieles auf der Website der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) www.kuenste-bilden-umwelten.de.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Preisträger und Jury des SDW-Waldpädagogikpreises 2013

Das längste Bettlaken der Welt mit nachhaltigen Ideen

  

Emsig ging es zu, seit dem Regionaltreffen der Ideeninitive Zukunft Anfang November 2012 bis zum Start des Bildungsprojekts namens „WorldWideBlanket“. Drei Gewinner der Initiative von dm Drogeriemarkt und der Deutschen UNESCO,  Jula-Kim Sieber, Birgit Becker und Klemens Gieles haben das im Workshop des Regionaltreffens entwickelte und favorisierte Projekt zum Laufen gebracht. „Jetzt bekommt das WALUBO-Land auch eine schützende Hülle“ so Klemens Gieles, der die Idee hatte, ein kilometerlanges Bettuch mit den Ideen, Erfahrungen und Visionen zum Thema „Nachhaltig Leben“ von Passanten allerorts in Deutschland 2015 in Berlin der Bevölkerung öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. 

Und nicht nur das. Mit dem Eintrag in das Buch der Rekorde sollen andere Nationen in einen Wetteifer eintreten, ein noch längeres Bettlaken zu gestalten. Möglichst viele Nationen werden angeregt, ihre Bettlaken vorzulegen und vielleicht eines Tages am Sitz der Vereinten Nationen zusammennähen. „Eine Demonstration der gemeinsamen Weiterentwicklung, wie sie die Welt braucht, kann nur eine nachhaltige sein in Anbetracht der Herausforderungen, vor die das Leben auf der Erde durch uns Menschen gestellt wird.“

Mitmachen beim WorldWideBlanket ist denkbar einfach. In OpenEvents, einer strukturierten Vorgehensweise, die auf www.worldwideblanket.org als Leitfaden heruntergeladen werden kann, werden die Bettlaken bemalt und beschriftet. Damit Passanten darauf aufmerksam werden und sie sich angesprochen fühlen mitzumachen, werden von Künstlern und Kreativen aller Sparten kleine Aktionen zum Thema „Nachhaltig leben… durchgeführt. Sie inspirieren die Menschen, ihre Nachhaltigkeits-Ideen auf das Leinen zu bringen.

„Unser InitialOpenEvent fand am 27.4.2013 in Aschaffenburg statt. Da kamen schon rund 20 m bemalte und beschriftete Laken zusammen.“ betont Klemens Gieles. Und auch die Nebeneffekte von OpenEvents sind nicht zu unterschätzen. So versprach der als VIP eingeladene Oberbürgermeister von Aschaffenburg, Klaus Herzog, die Pflanzung von zehn Bäumen und visierte die Erstellung eines eigenen „AschaffenburgBlankets“ mit der Unterstützung der Stadt an. Hierdurch könnte ein „Städtewetteifer“ entstehen, das längste Bettlaken zu schaffen. Das „AschaffenburgBlanket“ wird am Fest „Brüderschaft der Völker“ vom 19.7. bis 21.7 2013 in in Angriff genommen. Weitere Termine für OpenEvents gibt es bereits in Darmstadt, Weiterstadt, Frankfurt und Wiesbaden. Sie können auf der Website auf einer interaktiven Deutschlandkarte nachgesehen werden und werden „on the fly“ ergänzt.

Das Trio des OrgaTeams von WorldWideBlanket suchte am 13.5.2013 auf der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) den Kontakt zu den Multiplikatoren der Nachhaltigkeit. Mit weißen leinenen Turbanen, mit denen das Orgateam das WorldWideBlanket symbolisiert,   inspirierten sie etliche der über 1500 Teilnehmer zu Fragen und Ideen zum nachhaltigen Leben. Klar, ein Bettlaken wurde ausgelegt, auf dem einige ihre Aktivitäten, Ideen und Visionen niederschrieben. Andere sagten zu, ein Bettlaken in einem OpenEvent zu kreieren, wieder andere werden das WorldWideBlanket in ihren Netzwerken kommunizieren.

Eike Meyer vom Büro des Nachhaltigkeitsrates empfahl dem OrgaTeam, das WorldWideBlanket  als Werkstatt N-Projekt zu bewerben.

Aber auch das WALUBO-Land-Projekt ist weiter gekommen, wenn auch Klemens Gieles durch die Aktivitäten für das WorldWideBlanket für die Illustrationen weniger Zeit zur Verfügung hatte. Sieben der zehn geplanten Illustrationen sind „in einem reifen“ Anfertigungsgrad. „Von einem Sportverein haben wir die Anfrage zur Bereitstellung von Materialien erhalten, um eine fünftägige Reise in das WALUBO-Land, wie in der Erzählung beschrieben, mit Kindern im Sommer 2013 zu gestalten. Dieses Wochenprogramm wird gemeinsam entwickelt und umgesetzt, quasi als Pilotprogramm, das pädagogische Material und bzw. das Reiseprojekt zu erproben. Das wird eine große Freude, die wir mit den Kindern teilen möchten“ so der Autor. „Die Materialliste werden wir bald veröffentlichen können. Die Ausarbeitung der pädagogischen Materialien wird von Daniela Karl, einer für die Fächer Biologie, Musik und Englisch qualifizierten Pädagogin übernommen.  

Juan Pedro Nardi

Audiovisuelle Kommunikation

 

Kreativbranche – ein Nest für nachhaltige Projekte und Unternehmen

Unter dem Motto „11 Impulse für morgen“ tingelt seit Mitte 2011 das Kompetenzzentrum Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes durch die Lande. Ziel der Veranstaltungen: Das Sammeln, Vernetzen und Ertüchtigen von Kreativen und Querdenkern in der Republik, die mit ihren Projekten und Unternehmensaktivitäten nicht unerheblich zum Gesicht dieser Nation beitragen. Denn immerhin  gibt es 237.000 Unternehmen mit einer Million Erwerbstätigen in dieser Branche, die mit ihren Leistungen z. B. in Design, mit alternativer Produktion, der Initiierung von Projekten zur Nachhaltigkeitsbildung und Stadtentwicklung mit der Wertschöpfung von 62,6 Milliarden Euro zwischen der Chemie- und der Automobilbranche stehen. Dabei sind es nicht die Schwergewichte der Branche, die das erwirtschaften. Es sind zu 97 % Klein- und Kleinstunternehmen, Freiberufler und Projektemacher, die einen erheblichen Beitrag dazu beisteuern, dass wir Kultur so erleben können wie z. B. in der Documentastadt Kassel.

Dabei kamen die Anregungen aus den Reihen der Kreativen selbst, das Thema Nachhaltigkeit durch das Kompetenzzentrum der Kultur- & Kreativwirtschaft des Bundes zu kommunizieren, lassen sich doch gerade bei Berufsanfängern und Hochschulabsolventen der Kreativbranche viele Akteure finden, die mit nachhaltigen Projekten und Geschäftsideen zur Transformation bzw. zu dem von den Umweltverbänden geforderten Kulturwandel beitragen. Diese jungen Leute wollen anders leben, so der Eindruck bei der Veranstaltung des regionalen Kompetenzzentrums für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland am 17.Kreativbranche gibt 11 Impulse für morgen7.2011 im Kulturbahnhof der Stadt Kassel, an der sich, umringt von Ausstellungslokalitäten der Documenta 2012, ca. 50 Teilnehmer über Beispielprojekte und -unternehmen informieren ließen.

Die Projekte und Geschäftsideen für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen der Kreativen zeichnen sich durch einige Aspekte gegenüber denen  der Nachhaltigkeitsszene aus: a) sie gelangen selten an potentielle Förderer bzw. Förderungen sind schwer zu erhalten, b) sie sind in der Regel sehr individuell geprägt und stark von eigenen Motivationen und Lebenseinstellungen für eine lebenswerte Zukunft angetrieben und c) sie setzen oft am Spieltrieb desjenigen an, der erreicht werden soll. Das partizipative Element der Nachhaltigkeit mit positiver Ansprache der emotionalen Ebene spielt also eine große Rolle für die Akteure der Kreativbranche.

So setzt z. B. das „Electric Hotel“ auf den Spieltrieb und das Kommunikationsbedürfnis von Open-Air-Eventbesuchern und bietet denen das Laden ihres Handyakkus mit Solarstrom oder der eigenen Muskelkraft mit einem stromerzeugenden Fahrrad an. Spielerisch gehen auch  die Hersteller von Designermöbeln mit Recycling-Materialien um, die unter der Unternehmensbezeichnung „diefabrik – Werkstatt der schönen Dinge“ z.B.  ausrangierten Plattenspieler-Lautsprechern mit modernen tragbaren MP3-Playern neues Leben einhauchen. Ausgeschlossen dabei: Massenware, denn es wird saisonal produziert, je nach Eingang der „Rohware“ aus der Müllsammlung. Die Mitarbeiter von „diefabrik“ sind über ein „Netzwerk Leben“ zusammengekommen und haben mit alten Maschinen in einer alten, leerstehenden Fabrikhalle begonnen, ihre Ideen mit den verfügbaren Recyclingmaterialien in ein Produktportfolio zum Thema Nachhaltigkeit umzusetzen. Zum Portfolio gehören nicht nur Gebrauchsgegenstände wie Schlaglöcher, die mit einem 100% recyclebaren Thermoplast ausgegossen zu Lampenschirmen ausgeformt werden, sondern auch konzeptionelle Produkte wie der Flickerlteppich aus Digitalmüll, die das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfen sollen, ohne den Zeigefinger zu erheben oder jemanden von der eigenen Einstellung überzeugen zu wollen.

Wenngleich Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal für Aktivitäten der Kreativen benannt wird, so meiden sie den Begriff nach Kräften. Lieber kommunizieren sie ihn mit Worten wie „das gute Leben“, sehen in ihm aber durchaus eine Mission, die sie verwirklichen wollen.

Und so fehlt es leider bei so manchen Projekten an der Positionierung in der Nachhaltigkeitsbranche und der damit verbundenen Möglichkeit, seine Ideen in der Gesellschaft zu etablieren. Wer den Begriff der Nachhaltigkeit für sich fließend verwendet, ist sicher freier in der Inszenierung neuer Projekte und Produkte, muss aber in Kauf nehmen, dass andere seinen Platz in der Branche besetzen können, die sich  Qualitätsvorgaben wie dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex verpflichtet fühlen.

Dennoch, die Kreativbranche ist unserer Meinung nach diejenige, die den so dringend notwendigen Kulturwandel massiv gestalten kann. Noch stecken die Jungvögel im Nest. Sie wollen gefüttert werden, damit sie bald ihre Schwingen ausbreiten und ihre Botschaften im Land verbreiten können.
Das WALUBO-Land freut sich auf ihre Besuche.